Wie werden ETFs versteuert? Diese Regeln gelten (2024)

Wenn Sie einen ETF-Anteil kaufen und verkaufen, fallen Steuern an. Wir erklären, was Sie beachten sollten und wie Sie Steuern sparen können.

Das Wichtigste im Überblick

  • Wann muss ich ETFs versteuern?
  • Wie funktioniert die Steuer auf ETFs konkret?
  • Thesaurierender oder ausschüttender ETF: Was ist steuerlich besser?
  • ETF-Steuerrechner

Wer mehr aus seinem Geld machen will, sollte auf ETFs ("Exchange Traded Funds") setzen, raten Experten. Das sind spezielle Fonds, die einen Aktienindex wie den Dax nachbilden.

Besonders bei Börsen-Einsteigern sind diese passiven Aktienfonds beliebt. Denn: Man kann mit vergleichsweise wenig Aufwand in Unternehmen auf der ganzen Welt investieren. Wie das genau funktioniert, lesen Sie hier.

Weil kein Fondsmanager nötig ist, fallen zudem keine hohen Gebühren an, was gut ist für die Erträge, genannt Renditen. Von denen will der Staat allerdings schon noch etwas abhaben – und holt es sich in Form der sogenannten Abgeltungssteuer.

Was genau das ist, wie Sie die Steuerlast Ihrer ETFs berechnen und was sich seit der Investmentsteuerreform geändert hat, zeigt Ihnen unser Überblick zu ETFs und Steuern.

Wann muss ich ETFs versteuern?

Kurz gesagt: Immer dann, wenn Ihre Erträge und Kursgewinne über dem Jahresfreibetrag, auch Sparerpauschbetrag genannt, von 1.000 Euro im Jahr liegen (2.000 Euro bei Paaren). Dann wird – auf die Erträge und Kursgewinne, die über den 1.000 Euro liegen – die sogenannte Abgeltungssteuer fällig.

Sie liegt derzeit bei 25 Prozent. Hinzu kommt der Solidaritätszuschlag, kurz Soli, von 5,5 Prozent sowie eventuell Kirchensteuer in Höhe von 8 bis 9 Prozent – je nach Bundesland. Sie zahlen also nicht erst dann Steuern, wenn Sie Ihre ETF-Anteile verkaufen.

Der Depotanbieter berechnet die Steuer automatisch und überweist sie an das Finanzamt. Bleiben Ihre Erträge unter den 1.000 Euro beziehungsweise 2.000 Euro, zahlen Sie gar keine Steuer – vorausgesetzt, Sie haben einen Freistellungsauftrag in entsprechender Höhe bei Ihrer Depotbank gestellt (wie das geht, lesen Sie hier). Wenn nicht, können Sie sich das zu viel gezahlte Geld aber auch noch später über die Steuererklärung zurückholen.

Was hat sich durch das Investmentsteuerreformgesetz geändert?

Mit dem Investmentsteuergesetz von 2018 haben sich die Regeln für Steuern auf ETFs geändert. Damit hat der Staat die einst sehr komplizierte Besteuerung deutlich vereinfacht. Wichtig wird das für Sie nur dann, wenn Sie bereits vor 2018 einen ETF-Anteil gekauft haben. Die wichtigsten Neuerungen sind:

  • Alle Fonds werden jetzt nach der gleichen Logik besteuert – mit einer jährlichen Vorabpauschale (siehe unten).
  • Anleger können die Quellensteuer auf ausländische Dividenden nicht mehr auf die Abgeltungssteuer anrechnen – stattdessen gibt es die sogenannte Teilfreistellung (siehe unten). Quellensteuer fällt an, wenn Sie im Ausland Kapitalerträge erwirtschaften, zum Beispiel Dividenden bei ausschüttenden ETFs. Die Steuer wird dann direkt von den jeweiligen Ländern eingezogen.
  • Der sogenannte Bestandsschutz fällt weg. Damit war gemeint, dass Anleger, die Fonds vor Einführung der Abgeltungssteuer im Jahr 2009 gekauft hatten, keine Steuern auf Gewinne zahlen mussten. Das ist vorbei. Alle Gewinne, die ab 2018 anfielen, müssen jetzt besteuert werden. Es gilt allerdings ein Freibetrag von 100.000 Euro, den Sie auf mehrere ETFs aufteilen dürfen.

Wie funktioniert die Steuer auf ETFs konkret?

Wie alle Investmentfonds werden auch ETFs jedes Jahr mithilfe der sogenannten Vorabpauschale besteuert – und zwar nicht nur, wenn Sie ETF-Anteile verkaufen, sondern auch wenn Sie Dividenden erhalten oder Kursgewinne erzielen, der Fondswert am Jahresende also höher ist als der Fondswert am Jahresanfang.

Wie werden ETFs versteuert? Diese Regeln gelten (1)

Passende ETFs für den Einstieg

ETFs eignen sich besonders für Anfänger an der Börse, da sie eine einfache Möglichkeit bieten, in Aktien von ganzen Märkten oder Regionen zu investieren, ohne dafür einen professionellen Fondsmanager zu beauftragen. Hier finden Sie Anlagetipps und Produkte, mit denen Sie Ihre ETF-Anlage starten können.

Die Vorabpauschale funktioniert so: Ihre Depotbank schaut sich die Wertentwicklung Ihres ETFs im Laufe des vergangenen Jahres an. Zusammen mit einem von der Bundesbank bestimmten Zins berechnet sie dann die Vorabpauschale. Auf diese Summe fallen dann die Steuern an.

Kaufen Sie erst im Laufe eines Jahres einen Fondsanteil, reduziert sich die Vorabpauschale für jeden vollen Monat, der dem Kauf vorausgeht, um ein Zwölftel. Das gilt auch, wenn Sie einen Sparplan mitten im Jahr starten.

Doch keine Sorge: Es fällt nichts der Steuer zum Opfer, was nicht auch erwirtschaftet wurde. Das heißt konkret: Wenn der Fondswert Ihres ETF sinkt – oder keine Dividenden ausgeschüttet werden –, wird keine Vorabpauschale besteuert.

Noch einmal für den Hinterkopf: Steuern werden nur für Ihre Kapitalerträge fällig, die höher als 1.000 Euro sind (bzw. 2.000 Euro bei Verheirateten).

Sie als Anleger sind in der Praxis fein raus: Sie müssen selbst nichts berechnen, der Depotanbieter erledigt alles für Sie – inklusive der Überweisung an das Finanzamt. Möchten Sie trotzdem verstehen, wie Ihre Steuer auf ETF bestimmt wird, erklären wir Ihnen das in den folgenden Abschnitten Schritt für Schritt.

Zunächst die gute Nachricht: Die Abgeltungssteuer müssen Sie nicht auf die komplette Vorabpauschale (und bei ausschüttenden ETFs auf die Dividende) zahlen, sondern nur auf 70 Prozent. 30 Prozent bleiben steuerfrei. Das nennt sich Teilfreistellung.

So funktioniert die Teilfreistellung – zwei Beispiele

  • Beispiel 1: Nehmen wir an, Sie haben in einen thesaurierenden, also wiederanlegenden, ETF investiert und Ihr Depotanbieter hat eine Vorabpauschale von 100 Euro errechnet (Details zur Berechnung finden Sie weiter unten). Weil 30 Prozent davon steuerfrei bleiben, entfällt Abgeltungssteuer also nur noch auf 70 Euro.
    Nehmen wir weiter an, Sie sind nicht in der Kirche. Dann möchte der Staat von diesen 70 Euro 25 Prozent Abgeltungssteuer plus 5,5 Prozent Soli haben, zusammen also 26,375 Prozent – macht 18,45 Euro.
  • Beispiel 2: Legen Sie Ihr Geld hingegen in einen ausschüttenden ETF an, wird die Rechnung etwas komplizierter, weil die Dividende noch hinzukommt. Nehmen wir auch hier wieder eine Vorabpauschale von 100 Euro an sowie eine Dividende von 70 Euro. Auch von der Dividende sind wieder 30 Prozent steuerfrei. Das heißt: Die 26,375 Prozent Steuern entfallen nur auf 70 Prozent der Dividende, also auf 49 Euro. Das macht 12,91 Euro Steuern auf die Dividende.

Eine Besonderheit bei ausschüttenden ETFs: Die Dividende reduziert die Vorabpauschale. Ist sie größer als die Pauschale, liegt die Vorabpauschale bei 0 Euro und es wird nur die Dividende versteuert.

Wie werden ETFs versteuert? Diese Regeln gelten (2024)

FAQs

Wie werden ETFs versteuert? Diese Regeln gelten? ›

Deutsche und irische ETF sind in der Regel von der Körperschaftssteuer in Deutschland und Irland befreit, die Besteuerung findet auf der Anlegerebene statt. Bei in Deutschland ansässigen Privatanlegern wird eine Abgeltungsteuer in Höhe von 25% auf Ausschüttungen, Vorabpauschalen sowie Veräußerungsgewinne erhoben.

Wie müssen ETFs versteuert werden? ›

ETF-Erträge unterliegen der Kapitalertragsteuer in Höhe von 25%. Hinzu kommen Solidaritätszuschlag (5,5% auf die Steuer) und eventuell Kirchensteuer. Besteuert werden Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne. Die Kapitalertragsteuer wird von deutschen Depotbanken direkt einbehalten und an das Finanzamt abgeführt.

Welche Steuer muss ich zahlen wenn ich das Geld aus meinen ETFs Auszahle? ›

Beim Verkauf von ETF-Anteilen fällt in Deutschland grundsätzlich die Abgeltungssteuer an. Auf den Gewinn musst Du 25 Prozent Abgeltungssteuer, darauf noch 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer zahlen. Bei Aktien-ETFs sind allerdings 30 Prozent des Gewinns steuerfrei.

Sind ETFs nach 10 Jahren steuerfrei? ›

Von Immobilien kennst Du vielleicht die sogenannte Spekulationsfrist: Liegen zehn Jahre zwischen Kauf und Verkauf eines Hauses, ist der Verkauf steuerfrei. So etwas gibt es bei ETFs nicht. Egal ob Du Deinen ETF nur ein paar Monate oder mehr als zehn Jahre im Depot hattest: Steuern fallen immer an.

Wann muss ich bei einem thesaurierenden ETF Steuern zahlen? ›

Was gilt es bei thesaurierenden ETFs zu beachten? Für alle thesaurierenden ETFs – egal welches Domizil und welche Replikationsmethode – gilt: Grundsätzlich müssen jedes Jahr Steuern auf Erträge beziehungsweise auf die Vorabpauschale gezahlt werden, wenn diese den erteilten Freistellungsauftrag übersteigen.

Wann sind Gewinne aus ETF steuerfrei? ›

Nur wer keine Gewinne oder Erträge realisiert sowie keine Vorabpauschale zu entrichten hat, muss keine Steuern auf ETFs zahlen. Wenn du den Sparerpauschbetrag über einen Freistellungsauftrag in Anspruch nimmst, sind bis zu 801 Euro für Einzelpersonen und 1.602 Euro für Zusammenveranlagte steuerfrei.

Wie lange muss man Aktien halten damit sie steuerfrei sind? ›

FAQ: Häufige Fragen und Antworten. Wie lange muss man Aktien halten, bis sie steuerfrei sind? Grundsätzlich spielt es seit der Gesetzesreform von 2009 und der Einführung der Abgeltungssteuer keine Rolle mehr, wie lange Aktien gehalten werden.

Was ist steuerlich besser Aktien oder ETF? ›

Werden Aktien und ETFs steuerlich gleich behandelt? Bei beiden Geldanlagen handelt es sich um Anlagen am Kapitalmarkt, weshalb sie steuerlich gleich behandelt werden. Beim Kauf eines ETFs oder einer Aktie fallen keine Steuern an.

Kann man sich ETFs jederzeit auszahlen lassen? ›

Wenn Du einen ETF-Entnahmeplan einrichtest, musst Du Dich zunächst entscheiden, wie viel Geld Du wann erhalten willst. Du kannst Dir Geld monatlich auszahlen lassen, aber auch nur alle drei Monate oder vielleicht auch nur einmal im Jahr. Oft verlangen Banken oder Broker pro Auszahlung eine prozentuale Gebühr.

Sind Fonds nach 10 Jahren steuerfrei? ›

Können offene Immobilienfonds Gewinne aus der Veräußerung deutscher Immobilien weiterhin nach 10 Jahren steuerfrei an Anleger ausschütten? Nein, seit 2018 sind die Ausschüttungen dieser Veräußerungsgewinne beim Anleger nicht mehr steuerfrei.

Bei welcher Geldanlage zahle ich keine Steuern? ›

Dennoch müssen private Anlegerinnen und Anleger tatsächlich oft keine Kapitalertragsteuer bezahlen. Denn es gibt einen hohen Freibetrag: Kapitalerträge bis zu 1.000 Euro pro Jahr (für Verheiratete 2.000 Euro) sind steuerfrei (Stand: 2023).

Kann man Verluste aus ETFs steuerlich geltend machen? ›

Kann ich Verluste aus Aktien steuerlich geltend machen? Ja. Sie können sich für Ihre Steuererklärung Ihre Verluste bescheinigen lassen, die dann von steuerpflichtigen Gewinnen abgezogen werden.

Wird die Abgeltungssteuer automatisch abgezogen? ›

Banken führen die fällige Abgeltungssteuer automatisch an das Finanzamt ab. Mit einem Freistellungsauftrag bleiben Kapitalerträge wie Zinsen, Dividenden, Kursgewinne aus Aktienverkäufen, Bankeinlagen, Anleihen, Fonds und Zertifikate bis zur Höhe des Sparerpauschbetrags steuerfrei.

Wie muss ich ETF versteuern? ›

Die Gewinne (Dividenden und Kursgewinne), die mit ETFs erzielt werden, sind mit 25,00 % Abgeltungssteuer, 5,50 % Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer (circa 8,00-9,00 %) zu versteuern.

Wann muss ich ETFs in der Steuererklärung angeben? ›

Die Steuer auf ETFs wird grundsätzlich nur dann fällig, wenn die Gewinne den Sparer-Pauschbetrag überschreiten. Ab 2023 sind das 1.000 Euro bei Singles und 2.000 Euro bei Ehepaaren. Wenn beim ETF die Dividende nicht ausgeschüttet, sondern einbehalten wird, handelt es sich um einen thesaurierenden Fonds.

Wann fällt die Kapitalertragsteuer an ETFs? ›

Wer seine ETFs mit Gewinn verkauft hat, der muss die sogenannte Abgeltungssteuer bezahlen. Das sind 25 Prozent auf den Gewinn, dazu kommt noch der Solidaritätszuschlag. Insgesamt sind es dann 26,38 Prozent. Wer kirchensteuerpflichtig ist, muss mit mehr rechnen.

Wie wird ein Depot versteuert? ›

Sparer, die Geld anlegen in Form von Bankeinlagen, Aktien, Anleihen, Fonds oder Zertifikaten, sind von der Abgeltungssteuer betroffen. Sie wird seit 2009 fällig für Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne – sogenannte Kapitaleinkünfte. Die Abgeltungssteuer beträgt pauschal 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag.

Was bedeutet 30% Teilfreistellung? ›

Für Aktienfonds beträgt die Teilfreistellung 30 Prozent, für Mischfonds (mindestens 25 Prozent der Anlagen müssen Aktien sein) 15 Prozent. Die Teilfreistellung ersetzt die bisherige Praxis, dass sich Anleger auf Dividenden Teile der Quellensteuer auf die Abgeltungssteuer anrechnen lassen können.

Wann muss man Fonds Gewinne versteuern? ›

Bei einem Fonds, der fortlaufend mehr als 50 Prozent in Kapitalbeteiligungen (zum Beispiel Aktien) anlegt, erhalten Sie als Privatanleger 30 Prozent der Erträge steuerfrei. Bei einem Mischfonds mit wenigstens 25 Prozent Kapitalbeteiligungen erhalten Sie als Privatanleger 15 Prozent steuerfrei.

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